Die Entschlüsselung des Sprachcodes - Warum wir weniger hören als wir denken und mehr denken als wir ahnen
Referent: Prof. Dr. Oliver Niebuhr
Vortragsthema: Die Entschlüsselung des Sprachcodes - Warum wir weniger hören als wir denken und mehr denken als wir ahnen
Die Sprache ist keine Abfolge von einzelnen, immer gleich ausgesprochenen Wörtern. Bereits dadurch, dass jeder Sprecher anders klingt, erzeugt auch jeder Sprecher anders klingende Wörter. Zudem enthält jede Äußerung neben den Wörtern auch Informationen über den emotionalen Zustand des Sprechers, die Einstellungen zum Gesagten und zum Hörer, die verbleibende Sprechzeit und deren Inhalte usw. Diese weiteren Informationen hinterlassen Spuren in der Realisierung der Sprachlaute und verändern so zusätzlich die Aussprache der einzelnen Wörter. Letztlich ist zu berücksichtigen, dass sich die Sprache an geräuschhafte Alltagsumgebungen und den naturgegebenen Hang zur Faulheit ihrer Benutzer angepasst hat. Alle diese Aspekte machen Sprache zu einem der kompliziertesten Codes, den Menschen jemals hervorgebracht haben. Der Vortrag gibt einen kleinen Einblick in die Funktionsweise dieses Codes, indem an Beispielen erläutert wird, wie vielschichtig und verschachtelt der Sprachcode ist und welche immensen und dennoch systematischen Variationen und Verschleifungen in der Wortaussprache dadurch auftreten können. Hierüber wird zudem veranschaulicht, welche kognitiven Leistungen der Hörer vollbringt, indem er die Wörter nicht nur identifizieren, sondern zum T eil auch so in ihren „Originalzustand“ zurückverwandeln kann, dass wir uns der Variationen und Verschleifungen in der Alltagssprache oft nicht bewusst sind.